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Spieltz ist Mass Customization für Brettspiele – Karin Janner im Interview

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Neulich habe ich mich in Berlin-Friedrichshain zum Mittag mit Karin Janner im "Datscha" getroffen. Karin ist Social Media Expertin und dort fokussiert auf den Bereich Kulturmanagement. Unter anderem war sie eine der Organisatorinnen des stART-Konferenzen 2009 und 2010. Ihr jüngstes Projekt ist Spieltz, über das ich mich mit ihr im folgenden Interview unterhalten möchte.

Karin, so kurz nach der stART-Konferenz 2010 - lebst du noch? Oder bist du erstmal in ein Wach-Koma gefallen?

Die Konferenz war auch beim 2. Mal unglaublich viel Arbeit, und auch die Dokumentation frisst Zeit. Gerade sitze ich am Tagungsband, der Anfang 2011 erscheinen soll.

Wie lief die Konferenz?

Wir haben sehr gutes Feedback bekommen und sind zufrieden. Die Atmosphäre war inspirierend und kreativ. Und ich bin mir sicher, dass wir wieder für etliche Kulturbetriebe und Künstler der Auslöser für einen - erfolgreichen - Start ins Social Web waren – wie schon im letzten Jahr.
Von den Vorträgen selbst habe ich als Veranstalterin leider nur wenige gehört – auf so einer Konferenz gibt es ja dauernd irgendwas zu erledigen. Und man will ja auch noch Leute treffen, networken, Ideen für gemeinsame Projekte schmieden…

Gehört habe ich bspw. den Vortrag von Shelley Bernstein, Social Media Managerin des Brooklyn Museums, die – sehr enthusiastisch und mitreißend - über Community Aufbau und Partizipation im Brooklyn Museum sprach und dafür stürmischen Beifall erntete.

Wir haben nach der Konferenz einen Online-Bewertungs-Fragebogen ausgeschickt – unser Programm und die Angebote (Vorträge, Workshops, Diskussionen) wurden sehr gelobt.

Ihr habt dort auch Spieltz vorgestellt, richtig?

Wir hatten einen Stand in der Konferenzhalle, in dem wir unsere Spiele präsentierten und den Besuchern Idee und Geschäftsmodell erklärten.

Und unser Projekt „startspiel“ stellten wir im Rahmen eines Vortrags – mit Probespiel – vor.

Erzähl mal etwas mehr über Spieltz. Worum geht es dabei?

Wir sind „Community-Verlag“, Plattform und Marktplatz für Brettspiele - und zwar für besondere, individuelle Brettspiele. Das heißt: Nicht eine Handvoll Spieleautoren entwickelt unser Verlagsprogramm, sondern die Community.

Den Themen, Designs und der Größe der Spiele sind kaum Grenzen gesetzt, denn jeder kann bei uns einen eigenen Online-Shop eröffnen (kostenlos) und dort seine Brettspiel-Kreationen verkaufen. Die Rechte am Spiel bleiben beim Autor. Wir drucken die Spiele „on Demand“ auf LKW-Plane, als Einzelstück oder in einer Kleinauflage, auf Wunsch mit eigenen Fotos versehen.

Interessant ist das besonders für Autoren, die noch keinen bekannten Namen haben, (und es damit schwer haben, ihre Spiele in einem großen Verlag unterzubringen), und auch für jemanden, der ein Spiel zu einem Nischenthema entwerfen will – z.B. ein Museum/Theater für seinen Shop, womit wir wieder beim Thema Kultur wären.

Und natürlich für alle, die Produkte mögen, die nicht „von der Stange“ kommen.

Spieltz

Wir drucken „on Demand“, sobald eine Bestellung eingeht. Daher fallen für den Herausgeber des Spiels keine Kosten für die Vorproduktion an. Über den Onlineshop bieten wir einen Distributionskanal und einen Kanal für Marketing und PR.

Und das Projekt „startspiel“, das Ihr auf der Konferenz vorgestellt habt – was ist das?

Das „startspiel“ habe ich als Kooperationsprojekt zwischen Spieltz, stARTconference und Okahra ins Leben gerufen. Es ist ein „Open Source Brettspiel“ zum Thema Social Media.

Wir entwickeln das Spiel gemeinsam – online, in einem Blog. Zu jedem Entwicklungsschritt gibt es einen Blogbeitrag und jeder, dem etwas dazu einfällt, kann mitmachen und mit seinem Input zum Produkt beitragen. Spieleautor Marcel Kerkow (Okahra) bündelt Ideen und baut Verbesserungsvorschläge ein - und bastelt daraus ein spielbares Brettspiel.

Die Beta Version haben wir auf der stART10 vorgestellt (nach 4-wöchiger Entwicklungszeit) und dort mit stART-Besuchern probegespielt. Das Spiel (Spielbrett, Anleitung, Zubehör) steht auf startspiel.net zum Download bereit, es kann von jedem, der Lust hat heruntergeladen und getestet werden.

Bis Ende Oktober sammeln wir Feedback für „startspiel Version 1.0“, die ab Mitte November verfügbar sein soll – weiterhin zum freien Download sowie zum Kauf bei Spieltz, für alle, die nicht ausdrucken und basteln wollen.

„startspiel Version 1.0“ ist – wie man aus dem Namen ablesen kann - kein unveränderbares Endprodukt, sondern soll laufend aktualisiert werden. Das Spiel steht unter einer CC-Lizenz und kann von jedem, der möchte, weiterentwickelt und variiert werden. Erweiterungssets und zusätzliches Zubehör können auch auf anderen Blogs oder Webseiten angeboten werden – sie müssen nur auf startspiel.net verlinkt werden.

Das Ganze ist ein Experiment – wie gut funktioniert die online-Zusammenarbeit zwischen Spieleentwicklern, kann man gemeinsam online ein brauchbares Spiel entwickeln? Wir wollen mit solchen Aktionen die Vernetzung zwischen Spieleautoren/Brettspielfans fördern, und natürlich schadet uns allen (Partner, Spieleautoren, Community) auch die PR nicht.

Bisheriges Ergebnis: Die Zusammenarbeit hat großen Spaß gemacht, es ist tatsächlich ein Spiel dabei rausgekommen, das beim Testspiel großes Lob geerntet hat. Natürlich gibt es noch einiges zu verbessern dran, aber das Projekt ist ja auch noch lange nicht abgeschlossen.

Wir sind damit übrigens für den Twittwoch Social Media Preis nominiert, wer uns was Gutes tun will, stimmt für uns.

Wie kam Spieltz und das startspiel bei den Leuten an

Spiele und Geschäftsmodell kamen gut an – für Kulturbetriebe sind individuelle Spiele in Einzelanfertigung oder Kleinauflagen sowohl im Bereich der Kulturvermittlung, als auch im Bereich Marketing/PR interessant. Und mit einem „herkömmlichen“ Verlag ist es schwer möglich, ein Spiel zu einem Nischenthema wie z.B. einer Sonderausstellung oder einer Inszenierung zu machen – da sind die Auflagen einfach zu klein und damit die Kosten für das einzelne Spiel zu hoch.

Auch das startspiel kam gut an, wir erhielten z.B. einige Anfragen von Social Media Trainern, die das Spiel als Einstieg für Schulungen verwenden wollen.

Wann wurde die Idee für Spieltz geboren? Und wer ist dafür verantwortlich?

Wir 4 vom Spieltz-Team wollten schon lange gemeinsam etwas auf die Beine stellen. „Mass Customization“ beschäftigt uns schon länger, und wir verfolgen schon seit Jahren Startups und Unternehmen, die sich diesem Thema verschrieben haben. Obwohl es schon maßgefertigte Produkte aller Art gibt, ist das Thema noch lange nicht ausgereizt.

Dass eine wachsende Zahl Menschen nicht mehr scharf auf anonyme Produkte von der Stange ist, beschreiben Holm Friebe und Thomas Ramge sehr gut in ihrem Buch "Marke Eigenbau - Der Aufstand der Massen gegen die Massenproduktion".

Außerdem beobachten wir schon seit Jahren, dass die Leute es lieben, alle möglichen Gegenstände mittels Fotos zu individualisieren – sei es für den Eigengebrauch oder als Geschenk. Erstaunlicherweise hat sich die Palette der angebotenen Produkte seit etwa 20 Jahren nicht sehr verändert: Jeder Fotoladen bietet Foto-Pölster, -Tassen, -Basecaps und -Kalender an, die sich großer Beliebtheit erfreuen. Da können wir mit individualisierbaren Brettspielen ja nicht so daneben liegen.

Spieltz

Welches Material verwendet ihr für die Spiele? Und wo werden sie hergestellt?

Wir verwenden LKW-Plane, das ist das Material, aus dem auch diese hippen Umhängetaschen sind, die man seit ein paar Jahren überall sieht.

Wir haben uns für dieses Material entschieden, weil man es gut einzeln bedrucken kann, es robust, abwaschbar und rollbar ist (wichtig für große Spiele) und man es unkompliziert in verschiedenen Größen bedrucken kann. (Gedruckt wird auf eine Rolle, die 1,50 m breit und 10 m lang ist. Geschnitten wird nach dem Druck.)

Außerdem fühlt es sich wirklich gut an und sieht gut aus. Wir haben eine sehr gute Druckerei in Berlin/Prenzlauer Berg gefunden, mit der wir zusammenarbeiten.

Gibt es eine Mindestauflage?

Nein, man kann einen kostenlosen Shop eröffnen, ohne dass man ein einziges Spiel druckt und kauft. Die Spiele werden on Demand gedruckt, sobald eine Bestellung eingeht. Wir drucken ab 1 Stück. Die Kosten für die Herstellung zahlt der Käufer.

Das ist doch super spannend für Unternehmen, die Spiele mit ihrem Logo und Namen branden können, richtig?

Ja, klar – das ist eine unserer wichtigsten Zielgruppen. Individuelle Spiele im Einzeldruck für Endkunden machen zwar Spaß, sind aber mit viel Arbeit verbunden. Für jedes Spiel müssen wir die Druckdatei prüfen, das Spiel drucken, die Spielanleitung ggf. lektorieren, Spielsteine und Verpackung zusammensuchen etc.

Da wir aber bezahlbare Spiele verkaufen wollen, kann der Aufschlag nicht so hoch sein. Daher werden wir unser Geld eher mit Kleinauflagen verdienen – z.B. für gebrandete Firmenspiele. Als Give-away, Mitarbeitergeschenk oder zum Verkauf.

Gibt es denn schon Kontakt zu professionellen Spiele-Entwicklern, die mit Spieltz kooperieren wollen?

Ja, ich bin schon seit über einem Jahr dabei, die Community aufzubauen und Kontakte zu knüpfen. Natürlich habe ich mich als aller erstes um Kontakte zu Spieleautoren bemüht, denn Endkunden können bei uns ja erst etwas kaufen, wenn Spieleautoren Shops eröffnet und Spiele eingestellt haben.

Wir haben schon einige Spieleautoren versammelt – zum Teil sind das Hobby-Spieleautoren, die noch kein Spiel in einem Verlag veröffentlicht haben und sich über die Möglichkeit freuen, ohne Vorfinanzierung ein eigenes Spiel herauszubringen. Zum Teil sind es Spieleautoren, die schon Spiele in Verlagen herausgebracht haben, aber noch Spiele im Ärmel haben, für die sie noch keinen Verlag gefunden haben, z.B. weil das Thema nicht „massentauglich“ ist.

Da ich mich weiter mit Aktionen wie z.B. dem startspiel um die Steigerung unseres Bekannheitsgrades sowie die Vernetzung mit Spieleautoren bemühe, steigen die Anfragen von „Profi“-Spieleautoren und Kleinverlagen.

Ihr seid also noch ein richtiges, sympathisches Startup, ohne Investoren. Plant ihr perspektivisch euch Kapital herein zu holen, um wachsen zu können?

Ja, klar, aber das ist umso leichter, je mehr man vorzuweisen hat. Wenn wir zeigen können, dass unser Geschäftsmodell grundsätzlich funktioniert, es von Seiten der Zielgruppen Interesse an unseren Produkten gibt und schon der „harte Kern“ der Community aufgebaut ist, ist es leichter, an Investoren heranzutreten - als nur mit einer Idee.

Spieltz

Ich sagte es dir ja schon neulich bei unserem gemeinsamen Mittag-Essen: ich liebe die Idee von Spieltz und drücke alle Daumen, die ich habe, dass es ein riesen Erfolg wird.
Bei Chocri, die vom Prinzip her ein ähnliches Konzept verfolgen - Individualisierung eines Produktes - ist vor kurzem Ritter Sport als starker Partner eingestiegen. Was würdest du sagen, wenn Ravensburger oder HABA plötzlich bei dir anklingeln und nach einer Kooperation fragen?

Natürlich würde mich das freuen, und auf längere Sicht rechne ich auf jeden Fall mit solchen Kooperationen. Aber realistisch gesehen wird das noch eine Weite dauern.

Wie bei den Investoren: Bevor ich mich an größere Verlage wende, müssen wir ordentlich was vorzuweisen haben. Chocri sind nun auch schon seit 3 Jahren im Geschäft, und jetzt erst steigt Ritter Sport ein.

Wie sehen die nächsten Steps für die kommenden Monate aus?

Unser Testshop ist seit April online. Jetzt hoffen wir mal, dass wir Anfang November den Livegang hinbekommen.

Für Endkunden ist Spieltz besonders interessant, wenn unser Online-Designer (Individualisierung mit eigenen Fotos) funktioniert. Das wollen wir bis zum Livegang hinkriegen.

Ich werde mich weiter intensiv um Community-Aufbau, neue Spiele (z.B. über Wettbewerbe), Aktionen, die zur Vernetzung beitragen (wie z.B. das startspiel) etc. kümmern und unsere Techniker müssen noch einiges am Shop schrauben und den Online-Designer zum Laufen kriegen. Sobald alles so halbwegs stabil läuft, werden wir Spieltz online und offline überall vorstellen, wo es reinpasst.

Und dann schauen wir mal… wann genau wir die ersten Investoren und großen Verlage ansprechen werden, kann ich jetzt noch nicht sagen.

Karin, ich danke dir für das Interview und wünsche euch allen erdenklichen Erfolg! 

spieltz


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